5. BESCHICHTUNG

Es gibt übergreifende Rahmenparameter, die – unabhängig von der Applikationsmethode – das Beschichtungsergebnis beeinflussen. Dazu gehören die Verarbeitungstemperatur und der Taupunkt.

Das Beschichten von Massenartikeln (Schüttgut) erfolgt meist im Tauch–Schleuder–Verfahren. Dabei ist der Korb bzw. die Tauchtrommel mit einem Durchmesser von 400–900 mm das wichtigste Werkzeug. Das Schüttgut wird in den Korb geladen. Die Füllhöhe ist von der Schüttdichte der Teile abhängig. Je nach Tauch-Schleuderparameter und Lackeinstellung kann pro Beschichtungsvorgang eine durchschnittliche Schichtdicke von 3–6 μm aufgebracht werden.

Bei einigen speziellen Bauteilgeometrien (Kraftinnenangriffe, Kleinstteile, Hinterschneidungen) ist für die vollständige Oberflächenbenetzung ein Schwenken des Korbes ratsam. Gleiches gilt für das Abzentrifugieren von überschüssigem Beschichtungsmaterial nach der Benetzung. Ein Neigungswinkel von ≥ 75° bei einer Drehzahl von etwa 5–20 U/min ermöglicht ein verbessertes Auslaufen von überschüssigem Beschichtungsmaterial. Dies kann mit einem Vorschleudern vor dem Kippprozess kombiniert werden.

Anschließend wird der Korb in den Tauchbehälter getaucht. Der Lack benetzt die gesamte Oberfläche der Teile. Eine mechanische Bewegung durch langsames Drehen des Korbes verbessert den Benetzungsprozess, indem Blasen entfernt und die Kontaktflächen verändert werden.

Dip Spinning Process
Abbildung 9: Tauch–Schleuder–Verfahren

Nach dem Tauchvorgang wird der Korb aus dem Tauchbad gehoben und schnell gedreht bzw. zentrifugiert, so dass die beschichteten Teile an die Außenwand des Korbes geschleudert werden. Durch die Fliehkraft tropft der überflüssige Lack durch die Löcher des Korbes zurück in den Tauchbehälter. Nach der Beschichtung müssen die Teile im Ofen getrocknet werden. Dabei empfiehlt es sich, die Teile beim Ausleeren der Trommel auf ein Förderband oder in eine Kiste (Horde) möglichst weit voneinander zu verteilen. Dadurch werden ein besserer Einbrennprozess, ein geringeres Aneinanderhaften und eine gleichmäßigere Qualität der Beschichtung erreicht.

Der Prozess des Tauch-Schleuderns wird durch mehrere Parameter beeinflusst. Die wichtigsten sind Eintauchdauer, Schleudergeschwindigkeit, Schleuderdauer und Beladung sowie Viskosität des Lackes. Daneben gibt es noch weitere Parameter, die sich auf den Prozess auswirken. Diese hängen von der Beschichtungstechnik ab, wie etwa das Schwenken der Schleudereinheit und/oder Richtungsänderung, was zu einer Qualitätsverbesserung führen kann.

Empfohlene Parameter: Die Eintauchdauer des Korbes in den Lack muss mindestens 30 Sekunden betragen. Eine geringe Drehgeschwindigkeit von etwa 10–20 U/min und ein oszillierendes Eintauchen verbessert die Benetzung, anhaftende Bläschen können so entfernt werden.

Ein wichtiger Parameter ist die Schleudergeschwindigkeit bzw. Fliehkraft (F), die sich aus der Drehgeschwindigkeit und dem Trommeldurchmesser ergibt.

Die Fliehkraft errechnet sich wie folgt: \( F = m \omega^2 d / 2 \)

m = Masse eines Tropfens Lack (nahezu konstant)
d = Durchmesser
\(\omega\) = Winkelgeschwindigkeit (\(\omega 2 \pi n/t\))
n/t = Umdrehungen je Zeiteinheit (z. B. U/min/60)

Die Formel:

\( F = m \left(2 \pi \times \frac{n_1}{60}\right)^2 \times \frac{d_1}{2} = m \left(2 \pi \times \frac{n_2}{60}\right)^2 \times \frac{d_2}{2} \)
\( \Rightarrow n_1^2 \times d_1 = n_2^2 \times d_2 \)
\( \Rightarrow n_2 = n_1 \times \sqrt{\frac{d_1}{d_2}} \)

Korbdurchmesser (\( d_1 \)) = 900 mm, Drehgeschwindigkeit (\( n_1 \)) = 219 U/min

Umrechnung auf Korbdurchmesser (\( d_2 \)) = 500 mm, Drehgeschwindigkeit (\( n_2 \))?

\( n_2 = 219 \, \text{U/min} \times \sqrt{\frac{900 \, \text{mm}}{500 \, \text{mm}}} = 294 \, \text{U/min} \)

Um mit einem kleinen Korb ein in etwa vergleichbares Beschichtungsergebnis zu erzielen, ist die Drehgeschwindigkeit zu erhöhen. Für ein Korb mit 500 mm Durchmesser muss die Drehgeschwindigkeit z. B. auf 294 U/min gesteigert werden.

Korbdurchmesser [mm] Drehzahl [rpm]
300 380
400 329
500 294
600 268
700 248
800 232
900 219
1000 208

Die Schichtdicke hängt von der Schleudergeschwindigkeit und dem Korbdurchmesser ab: je höher die Schleudergeschwindigkeit und je größer der Korbdurchmesser, desto geringer das Schichtgewicht bei gleicher Viskosität.

Die Schleuderdauer beträgt pro Schleuderrichtung etwa 10–20 Sekunden. Für gewöhnlich wird jeweils nach rechts und nach links abgeschleudert. Je nach Geometrie der zu beschichtenden Teile kann dieser Vorgang wiederholt werden.

Neben dem Korbdurchmesser hat auch die Konstruktion (Geometrie) des Korbes einen Einfluss. So müssen geschlossene Ausführungen z. B. mit geringerer Lochdichte oder Doppelwand mit an- gepassten Parametern zentrifugiert werden.

Außerdem führen die Menge der Teile und die Beschleunigung des Schleudervorgangs zu einer unterschiedlichen Flussgeometrie (siehe Abbildung 12). Ein idealer Materialfluss wird in den Trommeln a) und b) erzielt. Beide Trommeln weisen vergleichbare Eigenschaften auf, da der Abstand der Teile, durch den der Lack fließen muss, gleich ist. Bei zu hoher Beladung oder einer geringen Beschleunigung ergeben sich beim Schleudern Korbfüllungen wie bei c) und d). Es ist offensichtlich, dass der Lack in Trommel c) den längsten Weg zurücklegen muss (siehe blauer Pfeil). Hier ist ein Anhaften der Teile untereinander aufgrund der Klebewirkung des Lackes wahrscheinlich. Außerdem ergeben sich in Trommeln c) und d) ungleichmäßige Schichtgewichte. In der Mitte liegende Teile haben ein größeres Schichtgewicht (aufgrund der geringeren Beschleunigung) als am Rand liegende Teile.

Schüttgut
Abbildung 12: Abhängigkeit der Verteilung des Schüttgutes im Korb vom Korbdurchmesser und der Drehgeschwindigkeit

Darüber hinaus kann das Schichtgewicht durch die Viskosität des Lackes beeinflusst werden. Je niedriger die Viskosität, desto weniger Lack bleibt auf der Bauteiloberfläche haften. Die Viskosität ist an die Bauteilgeometrie und das Anlagenkonzept anzupassen. Für lösemittelbasierte Basecoats wird ein Startwert zwischen 40 und 42 Sekunden empfohlen (Richtwerte siehe technisches Merkblatt).

Zunächst erfolgt eine Probebeschichtung, um das Schichtgewicht zu beurteilen und zu überprüfen, ob die Kundenanforderungen damit erfüllt werden.

Wenn die Anforderungen nicht erfüllt werden, müssen die Schleuderparameter angepasst werden: Schleudergeschwindigkeit, Schleuderzeit, Viskosität und Füllmenge im Korb.

Wie in Kapitel „3.3. Viskosität“ beschrieben, wird die Viskosität eines Lackes von der Temperatur, der Lösungsmittelverdunstung und dem Festkörper beeinflusst. Daher ist für eine konstante Temperatur des Lackbehälters zu sorgen, um eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen. Auf die Badtemperatur können folgende Umstände Einfluss nehmen: wechselnde Tag- und Nachttemperaturen, abgestrahlte Ofenwärme, warme Bauteile und Klimaschwankungen.

Daraus folgt die Festlegung, Kontrolle und Einhaltung eines konstanten Viskositätsfensters (festgelegte Verarbeitungsviskosität ± 2 Sekunden). Im Allgemeinen besteht ein Systemaufbau aus mehreren Schichten. Zwischen den einzelnen Beschichtungszyklen werden die Teile von dem Korb in den Ofen transportiert und wieder zurück. Schütt- und Transportprozesse verletzen die Beschichtung. Daher ist dieser Vorgang auf ein Minimum zu beschränken.

Kurve
Abbildung 13: Einfluss der Gesamthöhe auf den Korrosionsschutz

Die Teile sollten schonend auf das Vortrocknungsband vom Ofen oder in die Horde entladen werden. Mechanische Belastungen können zu signifikanten Beschädigungen der Beschichtungen führen und damit die Korrosionsschutzwirkung verringern.

Je größer die Teile und je größer die Fallhöhe, desto größer der Schaden. Ein Gummi oder Kunststoffbelag auf dem Boden oder das Verringern der Fallhöhe durch Rutschen mit einer entsprechenden Neigung können deshalb hilfreich sein. Zusätzliche Belastung bzw. Beschädigungen der Bauteile können durch Vibrationsrinnen oder einem Ausschleusen der Bauteile nach jedem Beschichtungsgang verursacht werden.

Ein wichtiger Aspekt bei erneut zu beschichtenden Teilen ist deren Temperatur. Die Teile müssen auf ≤ 30 °C abgekühlt werden, aber noch oberhalb der Taupunkttemperatur liegen, bevor sie wieder beschichtet werden. Da Basecoats und Topcoats unterschiedliche Lösungsmittel enthalten, müssen getrennte Körbe und Tauchbehälter verwendet werden. Wenn die falschen Lösungsmittel in den Lack gemischt werden, kann dieser geschädigt werden.

Die regelmäßige Reinigung (Entlackung) der Beschichtungskörbe in ausreichend kurzen Abständen ist zwingend erforderlich, da Lackaufbau und das Zusetzen (Verkleben) der Körbe die Qualität der Beschichtung, Schichtdicke und deren Verteilung entscheidend beeinflussen kann. Mögliche Verfahren sind: Nass-chemisch, thermisch, mechanisch oder auch mittels Laser.

Beim Gestell-Tauch-Schleudern werden die zu beschichtenden Teile an einem Gestell an einem oder mehreren kleinen Auflagepunkten fixiert oder alternativ vereinzelt in Fächer (Korb mit Gitter) gestellt. Die so bestückte Einheit wird getaucht, zentrifugiert und mitsamt Gestell durch den Ofen gefahren. Die Gestelle müssen regelmäßig gereinigt werden.

Der Tauchzieh-Prozess ist ein relativ einfacher Prozess. Ein Teil wird in Beschichtungsmaterial eingetaucht und mit definierter Geschwindigkeit ausgezogen. Daher ist der Prozess für eine große Bandbreite von Teilen, wie z.B. Rohre, Bleche, oder komplexere Teile einsetzbar. Aufgrund des Tauchprozesses können Teile innen und außen beschichtet werden, wenn die Teile ausreichend Ablauflöcher haben.

Die Ausrichtung der Teile während des Tauch- und des Ziehprozesses ist sehr wichtig für die Beschichtungsqualität.

Dip Drawing Process
Abbildung 14: Ziehprozess – resultierende Schichtdicke
Drawing Speed
Abbildung 15: Ziehprozess – Effekt von zu hoher Ziehgeschwindigkeit
  • Für eine komplette Benetzung der Teile innen und außen, müssen Lufteinschlüsse vermieden werden.
  • Während des Ziehprozesses muss überschüssiges Material vom Teil abfließen.
  • Auf horizontalen Flächen bleibt die Schichtdicke hoch. Eine Neigung ist erforderlich, um die Schichtdicke zu kontrollieren.

Die wichtigsten Prozessparameter sind die Viskosität des Beschichtungsmaterials und die Ziehgeschwindigkeit.

Die Schichtdicke wird auch durch die Form des zu beschichtenden Teils, die Schwerkraft, die Oberflächenspannung, die Temperatur der Teile, die Temperatur des Beschichtungsmaterials und die Schereigenschaften des Beschichtungsmaterials bestimmt.

Während der Eintauchzeit muss es gesichert sein, dass die Teile komplett benetzt und ohne Lufteinschlüsse sind.

Die Ausziehgeschwindigkeit ist der entscheidende Faktor für das Schichtgewicht oder die Schichtdicke. Mit einer geringen Ausziehgeschwindigkeit bis zu 100 mm/min ist es möglich, die Schichtdicke zu kontrollieren. Abhängig vom Beschichtungsmaterial, der Temperatur und der Viskosität ist es in manchen Fällen möglich, bis auf etwa 300 mm/min zu beschleunigen.

Wenn die Schichtdicke auf der vertikalen Fläche die Schergrenze überschreitet, sinkt lokal die Viskosität und das Material fängt an zu laufen. Dies ist der gleiche Effekt wie bei der Spritzapplikation, wenn eine zu hohe Schichtdicke appliziert wurde. Das Gewicht der Schicht ist zu hoch und die Scherkräfte werden zu hoch.

Die Benetzung der Teile hängt sehr stark vom Substrat ab (Rauigkeit und Oberflächenspannung). Mögliche Tropfenbildung kann mit dem Einsatz eines Luftschwerts oder Abblasen vermieden werden.

Drawing Speed
Abbildung 16: Beispiel – Beispiel: Effekt bei einer Ziehgeschwindigkeit von bis zu 100mm/min auf die Schichtdickenverteilung bei einem 200 mm langen Blech, die Schichtdicke ist kontrolliert. Bei höherer Geschwindigkeit variiert die Schichtdicke sichtbar

Die Spritz-Applikation wird für solche Teile verwendet, welche für andere Applikationsverfahren ungeeignet sind oder einen besonders gleichmäßigen Schichtaufbau benötigen. Ein besonderer Vorteil der Spritz-Applikation ist die Variation der Schichtdicke. Die Applikation kann sowohl automatisch als auch manuell erfolgen. Der Beschichtungsstoff wird in feine Tropfen zerstäubt – entweder mittels Druckluft oder im Hochrotationsverfahren.

Beim Spritzen werden in der Regel alle Teile auf bauteilspezifisch angepassten Halterungen oder Gestellen beschichtet. Um eine optimale Schichtdickenverteilung zu erzielen, befinden sich Bauteil und Spritzdüse in Relativbewegung zu einander. Lack, der nicht auf dem Bauteil aufschlägt, wird als Overspray bezeichnet. Durch das statische Aufladen des Bauteils ist es möglich, den Overspray zu reduzieren. Die Lacktröpfchen werden so von dem Bauteil statisch angezogen. Um die Umwelt zu schonen und die Umgebung nicht unnötig zu verschmutzen, wird der Overspray mittels Absaugung, Filter- oder Wasserwand abgeführt.

Die Zuführung des Lackes erfolgt durch Schläuche mit einem Druck- oder Pumpensystem. So entsteht ein nur geringer Luft- und Feuchtigkeitseintrag; allerdings muss auch hier stets für die Homogenität des Lackes gesorgt werden. Je nach Kontinuität des Beschichtungsprozesses ist es erforderlich, im Vorratsbehälter zu rühren und/oder bis zur Lackzerstäubung eine Ringleitung mit kontinuierlichem Materialfluss zu installieren. So wird ein Absetzen von Feststoff in den Schläuchen verhindert. In die Lackzufuhr sind geeignete Filtervorrichtungen zu integrieren. Bei kontinuierlichem Einsatz verschiedener Lacke sollten voneinander unabhängige Zuflussleitungen verwendet werden. Falls nur eine Leitung für mehrere Lacke verwendet wird, muss bei jedem Lackwechsel oder bei jeder Arbeitsunterbrechung mit den jeweiligen Verdünnungen gespült werden.

Die Druckluftversorgung für Spritzanlagen muss immer trocken und ölfrei sein.

Der Prozess des Spritzens wird durch mehrere Parameter beeinflusst:

Spraying Process
Abbildung 17: Spritz-Verfahren
  • Viskosität
  • Lacktemperatur (siehe Angaben technisches Merkblatt)
  • Luftdruck
  • Materialdruck
  • Zerstäuberdüse/-scheibe
  • Umgebungstemperatur
  • Relative Feuchtigkeit
  • Abstand des Teils zur Pistole
  • Spannung
  • Ableitstrom

Der Prozess des Spritzens wird jedoch auch durch das Equipment beeinflusst. Dazu gehören Komponenten wie:

  • Spritzpistole/Hochrotationsglocke
  • Manuelle oder automatisierte Applikation (Hub-, Schwenk- oder Roboterarm)
  • Membranpumpe oder Druckbehälter
  • Form und Abmessung der Gestelle
  • Schlauchinnendurchmesser
  • Abmessung und Luftfluss der Spritzkabine
  • Art der elektrostatischen Aufladung

Die Parameter und Equipment-Komponenten müssen aufeinander abgestimmt werden.

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